Natur ist mehr als Luxus

Grün und Glamour müssen keine Gegensätze sein. Die Resorts, die der Head of Design von MH Residenz, Wolfgang Schille plant, sprechen die Sprache der Natur, sind aber dennoch luxuriös. Oder gerade deshalb! Statt Bodenversiegelungen wird hier auf Waldböden gebaut, im Glamping Zelt sind Regentropfen intensiver spürbar und in der Outdoor-Hängematte glitzern die Sterne am Himmel besonders schön. Wolfgang Schille sieht Dinge, die die anderen nicht sehen, weil er sich mit der Natur verbindet, wie ein Kind, das barfuß über die Wiesen läuft, in Lacken hüpft und die Hände im Gatsch vergräbt. Es steckt Achtsamkeit in seiner Arbeit. Und darüber hat er viel zu erzählen.

Wie schaffen Sie es, neue Ideen wachsen zu lassen?

Der Nährboden meiner geistigen und architektonischen Haltung liegt in meiner sehr bewussten Wahrnehmung der Natur. Als vielseitiger Outdoor-Sportler liebe ich alle Facetten der Bewegung in der Natur. Sonne, Regen, Sturm und Schnee sind Elemente, die mich erden und verbinden.


Mit welcher Lebensweisheit gehen Sie an ein Projekt heran?


Sehe die Dinge, die andere nicht sehen“. Dieser einfache Satz von Le Corbusier, dem bedeutenden Architekten aus dem 20. Jahrhundert, prägt mein Denken und meine persönliche Herangehensweise.

Wie sieht das konkret aus?

Wenn es um die Resort-Planung geht, versuche ich zuerst den Geist des Ortes, den genius loci, herauszufiltern. Ich versuche mir aber auch vorzustellen, was es bedeutet, hier etwas entstehen zu lassen und beurteile, welche Auswirkungen alle zukünftigen Maßnahmen auf den Ort haben.

Stichwort Ort: welchen Einfluss hat dieser auf Ihre Projekte?

Einen enorm wichtigen! Bevor ich mit der eigentlichen Planung beginne, erkunde ich immer die Umgebung. Ich fahre Flowtrails ab, laufe ums Resort Gelände, klettere auf Berge für den Blick von oben oder steige aufs SUP, um den Ort vom Wasser aus zu begutachten. Ich halte dann im Wald oder auf einer Wiese inne, fühle nach und höre bewusst in mich hinein.

Naturnah kann auch urig sein, wie gelingt der Sprung zum Luxus? 

Heute wollen fast alle Menschen Natürlichkeit, aber mit hohem Komfort. Der wird aber großteils über Luxus definiert. In einem Zelt ist eine große Dusche mit Spiegel schon ein Plus. In einem Tiny House darf es auch ein Flat Screen sein. Der größte Luxus aber ist es doch, auf der eigenen Terrasse zu sitzen oder in der Outdoor-Hängematte zu liegen und draußen das gute regionale Tropferl Wein bei Kerzenlicht zu trinken, während das E-Bike daneben lädt, oder? Statt Wein kann es natürlich auch frisches Quellwasser sein. (Schille lacht)

Klingt nach einem achtsamen Urlaub – was wird dem Mindful Traveller noch geboten?

Da jede Unterkunftseinheit ihre eigene Terrasse hat, kann auf dieser auch wunderbar der morgendliche Sonnengruß oder die Morgenmeditation gemacht werden. Ich integriere in unseren Projekten immer spezielle Flächen, die mehrfach genutzt werden können. Yoga, Qui Gong, Tai Chi oder Meditationen können dort ebenso praktiziert werden, wie das Lesen unterm Sternenhimmel oder das Lauschen der Naturgeräusche.

Welche Bedeutung hat das Thema Wasser in Ihren Projekten?


Wasser ist eines der faszinierendsten Planungselemente für mich: es bringt Dinge zum Fließen, es zieht an und es beruhigt. Kinder werden an Bachläufen wieder zu Kindern, vergessen die Zeit und bemerken vielleicht gar nicht, dass sie schon bis zur Unterhose nass sind. Und wenn es regnet, sind die Tropfen vor allem in Glamping Zelten stärker hörbar – ein schönes Gefühl beim Einschlafen.

Ihre Projekte sind sehr instagrammable. Wie schafft man es, den Gast dazu zu bringen, das Handy zur Seite zu legen und den Urlaub im Moment zu genießen? 

Die Planung, aber vor allem die Umsetzung muss auf das Wesentliche abzielen. Die Grundbedürfnisse Hunger, Schlaf und Körperhygiene müssen erfüllt werden. Dann kommt der Rest. Und der Rest ist ziemlich wenig: eine harmonische Landschaft, Blumenwiesen, Wasserläufe und harmonische Beleuchtungskonzepte. Das Auge des Gastes muss Urlaub machen dürfen. Die Planung soll Kinder wieder zurück zur Natur führen, sie ermutigen mit den Händen im Gatsch zu spielen, Wiesen zu erkunden, Schmetterlinge und Bienen zu beobachten und Freundschaften zu schließen. Dasselbe gilt natürlich für Erwachsene…

Fotocredits: MH Residenz GmbH; Strohboid; Possegger Hideaways; Chalets & Glamping Nassfeld; Sonnentherme Lutzmannsburg