Wie soll man richtig leben? Alle wollen König sein – ausgeglichen, gelassen und entspannt. Aber geht das? Die Welt ist voller Mäuse und Kröten, die an Wurzeln nagen oder Brunnen zum Versiegen bringen. Unsere Gesellschaft basiert auf Leistung. Wer nichts arbeitet, ist auch nichts wert. Dazu die lästigen Anfechtungen der Warenwelt. Was muss man doch nicht alles besitzen, um als erfolgreich und glücklich zu gelten. Würde eine gute Fee erscheinen und die Erfüllung dreier Wünsche offerieren, könnten sich die wenigsten entscheiden. Dazu die dauernden angstmachenden Nachrichten: Corona, Krieg, Klimakatastrophe. Das Leben ist nicht leicht. Wie viel Energie alleine aufgewendet wird, um den besten Energieanbieter zu finden…

Ken Mogi weiß, was glücklich macht. Nach seinem Weltbestseller „Ikigai“ hat der in Tokio lebende Schriftsteller mit „Nagomi“ nun ein Buch über den japanischen Weg zu Harmonie und Lebensfreude geschrieben. Im Interview verrät der Rockstar unter den Neurowissenschaftlern, warum wir gerade jetzt auf das ostasiatische Lebenskonzept setzen sollten, wie wir für mehr Wohlbefinden im Alltag sorgen können und was sogar ihn aus dem Gleichgewicht bringt…

Sigmund Freud sah Träume als rätselhafte Inszenierungen, in denen unser Unterbewusstsein unsere verdrängten Wünsche, Ängste und Leidenschaften lebendig werden lässt. Er erkannte in ihnen sogar alle Merkmale einer ausgewachsenen Psychose, Wahn Bildungen und Sinnestäuschungen inklusive. Gleichzeitig war er überzeugt: „Träume haben einen Sinn“ und sah in ihnen deshalb auch den Königsweg zu unserer Seele …

Obwohl wir in einer materialistischen Welt leben, hat das Ding an sich einen erstaunlich schlechten Ruf: Es gilt als tot und seelenlos und der organischen Welt der Pflanzen, Tiere und Menschen in jeder Hinsicht unterlegen. Wer sein Herz zu sehr an Dinge bindet, steht schnell im Verdacht, ein oberflächlicher Charakter zu sein. Man kann das etwas heuchlerisch finden, denn wir alle stecken viel Energie in die Jagd nach schönen und wertvollen Dingen, für deren Erwerb wir wiederum das Ding Geld benötigen, das es zu verdienen gilt …

Vollkommenheit ist nie von Dauer, daher gilt es, Schönheit im Unvollkommenen zu sehen. Die Japaner leben diese Idee mit der Philosophie des Wabi-Sabi. Alle Dinge sind anmutig, gerade die mit Fehlern. Auf die Menschen hat man das nicht übertragen können, da gilt im Land der aufgehenden Sonne nach wie vor: Leistungszwang, Perfektionismus, Erfolg …