Galerie bei der Albertina: Zetter zeigt Christian Ludwig Attersee Personale

Albertina

Vom 13. Oktober bis 13. November widmet die Galerie bei der Albertina ▪ Zetter dem Universalkünstler Christian Ludwig Attersee einen repräsentativen Überblick über sein mittlerweile sechs Schaffensjahrzehnte umspannendes bildnerisches Gesamtwerk.

Diese bemerkenswerte Zeitreise durch ein höchst eigenständiges, facettenreiches und völlig unverkennbares Oeuvre beginnt in den 1960er-Jahren, mit den Mischtechniken „Neunzehn Spiegeleier (Spiegeleischere)“, „Schönlinge“ und „Happen“ von 1967, führt über die Bildräume der 1970er, 1980er- und 1990er-Jahre zu den energetisch aufgeladenen Werken der 2000er-Jahre und endet schließlich mit dem jüngsten Bild „Vollmonderwartung“ von 2023 in der Gegenwart.

Rund 70 Bilder auf Papier und Leinwand, die zum Teil noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt wurden, versammelt diese beeindruckende Einzelausstellung in der Galerie bei der Albertina ▪ Zetter und stellt damit die ironisch und satirisch betriebene „Atterseeisierung“ des Alltags plakativ zur Schau.

Menschen, Körperteile, Tiere, Gegenstände, Wasser, Wetter, Segel, Speisen, Getränke, Kleidung, Mythen, Musik und Worte bevölkern Attersees artifiziellen Kosmos, dem die Farbe Blau als koloristisches Markenzeichen dient. Christian Ludwig Attersee ist ein unerreichter Meister der spielerischen, bisweilen sarkastischen, nicht funktionalen Erfindungen („Schamhaarlockenwicklerbild“, 1970). Er kreierte eine hybride Welt der kunterbunten Vermischungen: „Schinkenhöschen“ (1970) treffen auf Fingersandwiches („Fingersandwichtapete“, 1968), „Kätzchenstelze“ (1970) auf „Hausbrüste“ (1977), Damenbrustfleisch zeigt sich zart marmoriert („Wenn Jumbos sich um Schinken streiten“, 1968). Attersee ist immer wieder als Pop-Art-Künstler apostrophiert worden, mit dem sich eine spezifisch europäische Spielart von Pop aufbauen ließ: „Die Pop-Künstler finden, ich dagegen erfinde.“

In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre profilierte sich Christian Ludwig Attersee als eine der Galionsfiguren der „Neuen österreichischen Malerei“. Mit dynamischen, temperamentvollen Strichen und auffällig leuchtenden Farben schuf er ein figural-symbolisches Werk voll vielschichtiger Assoziationen und mehrdeutiger Fantasien. Sprachschöpferische Titel leisten Interpretationshilfe: „Das Kniebad der Tellerrandbaronesse“ (1974/75) oder „Zungenwurst-Rundum“ (1977).

Ein absolutes Highlight innerhalb der eindrucksvollen Attersee Werkschau stellt der 298 x 400 cm große „Fächer“ dar, den Christian Ludwig Attersee für den ersten „Champagnerball“ im Wiener Konzerthaus 1986 schuf: Von einem farblich expressiven, vitalen, gestisch gestalteten Malgrund hebt sich ein Vogelkopf mit spitzem Schnabel ab, der lustvoll an einem Champagnerglas nippt. Attersee zeichnete für die Ausstattung dieses gesellschaftlichen Großereignisses mit insgesamt 12 Wandobjekten, davon elf in Fächerform und ein Wandbild, verantwortlich.

Über Christian Ludwig Attersee

1940 im slowakischen Bratislava geboren, zählt Christian Ludwig (Attersee) heute zu den wichtigsten Künstler/-innen der Gegenwart in Österreich. Nach einer erfolgreichen Karriere als Segelsportler übersiedelte Christian Ludwig, der seine Jugend in Aschach bei Linz und am Attersee in Oberösterreich verbracht hatte, im Herbst 1957 nach Wien, um hier sein künstlerisches Leben zu beginnen: „Dreimal werde ich Staatsmeister, danach gehe ich nach Wien und werde ein berühmter Künstler.“ 1966 legte er sich das Pseudonym (oder besser: Toponym) „Attersee“ zu.

1984 vertrat Attersee Österreich auf der Biennale in Venedig. Zwischen 1990 und 2009 unterrichtete er als Professor für Malerei, Animationsfilm und Tapisserie an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 1997 wurde Attersee mit dem Großen Österreichischen

Staatspreis für Bildende Kunst ausgezeichnet. 2019 widmete ihm das Belvedere 21 eine große Retrospektive unter dem Titel ,Feuerstelle‘.

Christian Ludwig Attersee gilt als eine/-r der bedeutendsten Vertreter/-innen der gegenständlichen Malerei Europas der letzten 40 Jahre. Über 500 Einzelausstellungen in vielen Ländern Europas und in den USA manifestieren seine internationale Reputation. Attersee ist eine wunderbar vielseitige Künstlerpersönlichkeit, Maler, Bühnenbildner, Filmemacher, Musiker, Schriftsteller, Objektkünstler und Designer in einer Person.

50 JAHRE Galerie bei der Albertina – Zetter

TERMINKALENDER
CHRISTIAN LUDWIG ATTERSEE Ausstellung 13. Oktober bis 13. November 2023
Vernissage: 12. Oktober ab 18.00 Uhr

Photocredits: Galerie bei der Albertina-Zetter