Anna Virnich: ’Geflüster’ – Ausstellungsdokumentation // ART

Anna Virnich Untitled #92, 2020 Bleached polyester, lining, polyester, silk, nettle, raw silk, yarn on wooden stretch frame 160 × 120 × 3,5 cm

Anna Virnich ’Geflüster’
Galerie DREI, Köln
20. November 2020 – 16. Jänner 2021

Die Materialisierung von Farben bildet den Ursprung jeder Arbeit von Anna Virnich.

Zu sehen sind feine Stoffe aus senfgelbem Crepe, seidiges Taft aus Lavendeltönen und Rechtecke aus faltig grobporigem Nessel. In seiner Strahlkraft zieht ein royales Blau sämtliche Aufmerksamkeit des Moments auf sich, schiebt sich lachsfarbene Seide zwischen Crepe de Chine und Ultramarin. Die mittlere Kante ist gefaltet, sodass das Ende spitzer zuläuft. Die Nähte verbinden es mit und trennen es vom Rest der Komposition: Seine Form beschreibt den Raum.

Das Flüstern ist eine besondere Art des stimmlosen Sprechens, bei dem es sich im
Gegensatz zum gewohnten Ausdruck der Stimme um ein Geräusch handelt und keinen Ton. Virnichs Bilder scheinen ein elastisches Rauschen zu artikulieren. Sie kommunizieren – mit sich und ihrer Umwelt. Die Werke der Künstlerin versprechen dabei nichts, auch wenn sie die Zukunft vorhersagen könnten.

Khaki über einem jadegrünen Streifen: Jedes Bild weist Orientierungspunkte auf, durch die tiefe Schluchten oder schützende Mäntel entstehen. Ein Bild kann wüten und ruhen, brüllen oder zahm sein. Es kann Aufregung, Erwartung, und ebenso Verunsicherung auslösen und wirkt alsdann lebendig. In ihrer abstrakten Flüchtigkeit sind diese Werke zusammengesetzt worden, um einen Körper zu bilden, der über sich selbst hinauswächst. Das durchdringende Bild scheint sich mitteilen zu wollen. Dieser Körper hier im Raum ist kein Bild, ist vielmehr ein Hybrid, etwas Gebündeltes, Gekreuztes und Vermischtes, das sich im Echo seines Geflüsters preisgibt.

Alle Bilder: Courtesy Drei, Köln / Text: Marlene Schenk


Anna Virnich (*1984, Deutschland) lebt und arbeitet in Berlin. Im Jahr 2013 schloss sie ihr Studium an der der Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig, Deutschland ab, wo sie die Klasse von Walter Dahn besuchte.