THE FESTMAK WIEN

Mit der Ausstellung THE FEST. Zwischen Repräsentation und Aufruhr (MAK Ausstellungshalle, 14.12.2022–7.5.2023) lädt das MAK auf einen vielgestaltigen, opulenten Parcours ein, der Kulturen und Geschichten des Feierns – quer durch die Jahrhunderte – anschaulich und erlebbar werden lässt. Eingebettet in eine ungewöhnliche Ausstellungsgestaltung des österreichischen Bildhauers Peter Sandbichler, vermitteln mehr als 650 Objekte in Blitzlichtern den Gestaltungsreichtum von Festen zu unterschiedlichsten Anlässen und quer durch Zeit und gesellschaftliche Entwicklung. Ob mondäne Maskenbälle, politische Feiern und subversive Künstler*innenfeste oder zeitgenössische Clubveranstaltungen: so unterschiedlich die Menschen und Anlässe zum Feiern sind und waren, es steckt meist ein großer gestalterischer Wille dahinter.

Feste sind vergänglich, erlauben einen Ausnahmezustand, zelebrieren Anlässe und erzeugen ihre eigenen Wirklichkeiten – all das holt die Ausstellung THE FEST in die MAK Ausstellungshalle: mit Darstellungen, künstlerischen Beiträgen und vielfältigen Artefakten zu Festzügen, Festtafeln, Spielen, Maskenbällen, öffentlichen Illuminationen ganzer Straßenzüge, Feuerwerken und Beflaggungen, höfischen Bällen oder Veranstaltungen auf den zentralen Plätzen einer Stadt. Feste sind nicht zwingend mit Unterhaltung gleichzusetzen, sie verfolgen durchaus ernsthafte Interessen, spiegeln große und kleine Weltgeschichten, sind Ausdruck sich wandelnder Konsumgewohnheiten.

Exponate wie etwa ein meisterhaft ausgeführtes Champagnerkorken-Armband (2002) stehen für ausgelassene Dekadenz, Glamour, Selbstdarstellung,Kontrollverlust und Übertreibung. Andere Ausstellungsstücke repräsentieren strenge Festordnungen und Protokolle. Wir sehnen uns nach Ausgelassenheit und erinnern uns an Rituale und wiederkehrende Anlässe, wenn wir den Alltag hinter uns lassen. Historische und zeitgenössische Objekte aus der MAK Sammlung sowie einzigartige Leihgaben und Beiträge vermitteln vieles von dem, was ein Fest ausmacht: Erinnerungsbücher, Einladungskarten, Plakate, Fahnen, Spiegel, Champagnergläser, Luster, Scherzgefäße, Tafelaufsätze, Juwelen, Kostümentwürfe, Roben und Maskeraden, Gesellschaftsfotografien, Filme, Sound sowie Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen in einem atmosphärischen Setting. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema des Fests wird das Selbstverständnis einer Institution fassbar, die bewahrt und schützt, die Bildungsangebote macht, über Generationen hinausdenkt und plant.

Gastkuratiert von Brigitte Felderer (Co-Kuratorin: Olga Wukounig) in Zusammenarbeit mit MAK Kustodin Anne-Katrin Rossberg unter Mitwirkung aller MAK Kustod*innen fügt sich die Fülle der Exponate der Ausstellung THE FEST zu thematischen Schwerpunkten und zu einer Erzählung, die von der Festkultur des 19. Jahrhunderts zurück ins Barock und Rokoko reicht und über historische Brüche etwa durch das Ende das Habsburgermonarchie in eine Gegenwart führt, die durch künstlerische Avantgarden wie gesellschaftliche Dringlichkeiten herausgefordert wurde und wird.

Für die Präsentation der Ausstellung verwendet Peter Sandbichler Fahrradkartons neu und verwandelt sie in einen edlen wie umweltbewussten Werkstoff. Seine Leichtigkeit erlaubt gekrümmte Horizonte, tief hängende Deckenskulpturen, aufragende Kubaturen und die Möglichkeit, einzelne Objekte räumlich zu umschließen und so die 1.480 Quadratmeter große MAK Ausstellungshalle in eine gleichsam festliche Atmosphäre zu tauchen und verschiedene Feststimmungen, Architekturen und Anlässe zu vermitteln.

Weitere Höhepunkte der Schau bilden Kleider von Helmut Lang, Fred Adlmüller oder Demna Gvasalia für Balenciaga. Als exemplarische Gestalter stehen sie für festliche Dresscodes, die weder Maskerade noch Status, weder nationale Zugehörigkeit noch festgelegte Sexyness repräsentieren. Sie verstehen Kleidung als eine Art „gear“, deren festliche Selbstbehauptung sich letztlich über das Selbstbewusstsein einer Person manifestiert.

Kollektives Tanzen wurde in Zeiten des Lockdowns zu einer bedrohten städtischen Realität, ihr Verlust schmerzhaft spürbar, für Feiernde wie für das demokratische Gefüge einer Stadtgesellschaft. Eine Soundinstallation macht zeitgenössische Clubkultur in der Ausstellung erfahrbar.

„Mit THE FEST zeigt das MAK eine Ausstellung, die ebenso wie die Sammlung des Hauses einen weiten Bogen spannt, vom Barock bis in die Gegenwart, von herrschaftlichen Bällen über den Maiaufmarsch bis ins Berliner Berghain. Somit waren auch alle Kustod*innen des Hauses mit ihren Sammlungsbereichen in diese von Brigitte Felderer kuratierte Ausstellung involviert und das MAK feiert so auch ein bisschen sich selbst.“

Generaldirektion Lilli Hollein

Zur Ausstellung erscheint eine gleichnamige, reich illustrierte, vom Linzer Büro OrtnerSchinko gestaltete Publikation, die das Thema Fest mit Beiträgen internationaler Expert*innen vertieft.

FOTOCREDITS: MAK.AT