Ein Schwimmring als Sozialprojekt

In Zeiten von Klimakrise und stetig steigendem Meeresspiegel kommen schwimmende Städte als neuer Lebensraum vermehrt in den Fokus. N-Ark aus Japan hat mit Dogen City nun eine ringförmige Stadt im Meer als soziales Projekt entworfen.

Das Meer dominiert die Erde. Sein Anteil an der globalen Oberfläche beträgt 70 Prozent. Und diese Dominanz wächst jährlich: Schätzungen zufolge wird der Meeresspiegel bis 2050 um 30 Zentimeter ansteigen. Der Klimawandel und die damit verbundene Erderwärmung führen nicht nur zu einer thermischen Ausdehnung des Wassers, sie sorgt insbesondere für die Schmelze des (doch nicht) ewigen Eises auf der Erde.

Der durchschnittliche Meeresspiegel ist seit 1880 um über 20 Zentimeter gestiegen, mehr als ein Drittel dieses Anstiegs passierte allein in den letzten 25 Jahren. Jährlich kommen weitere drei Millimeter hinzu. Die US-amerikanische Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA warnte bereits vor den „beispiellosen“ Konsequenzen; Studien zufolge könnte die heutige Heimat von Hunderten Millionen Menschen, insbesondere in asiatischen Küstengebieten, unbewohnbar werden.

Dogen City, N-Ark

Resistent & nachhaltig

In Asien widmet man sich daher auch verstärkt der Entwicklung neuer Lebensräume – nicht etwa weit weg vom Wasser, sondern auf dem Wasser. Als schwimmende Städte. Wobei diese dabei vermehrt als autarke, nachhaltige Projekte, resistent gegenüber Naturgewalten wie Tsunamis und Stürmen, entworfen werden. (Siehe dazu auch „Geht die Stadt der Zukunft baden?“)

Eines dieser Projekte ist Dogen City. Das japanische Start-Up N-Ark entwarf laut eigenen Angaben „eine intelligente, auf dem Meer schwimmende Stadt mit dem Fokus auf Gesundheitsvorsorge“. Weitere Schwerpunkte des Projekts: Erneuerbare Energie, zirkulares Lebensmittel-Management, Digitalisierung, Aquaponik sowie Architektur.

Dogen City, Japan

Kleinstadt auf dem Meer

Dogen City ist Teil von NEW OCEAN, einer Initiative von Teilen der japanischen Industrie, Wissenschaft und Regierung, die sich dem Kampf gegen die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Meererwärmung widmet. So ist Dogen City ein nachhaltiger Lebensraum, „der als schwimmende, smarte Sozialstadt sowie im Falle einer Naturkatastrophe als eigenständige Stadt fungiert“, wie das Büro erklärt.

N-Ark kreierte die City als bewohnbaren Ring von knapp 1,6 Kilometern Durchmesser sowie einem Umfang von über vier Kilometern. Er soll 10.000 Bewohnerinnen und Bewohnern Platz bieten. Die Form wurde unter anderem gewählt, um den größtmöglichen Schutz gegen Unwettereinflüsse bieten zu können. Innerhalb des Rings befindet sich „autonom schwimmende Architektur“. Diese soll „eine flexible Neukonfiguration städtischer Funktionen ermöglichen“, so die Designer. Heißt übersetzt: Die Stadt kann jederzeit umgestaltet werden, ohne dass bauliche Veränderung notwendig wird.

Schwimmende Stadt
Aufgrund der schwimmenden Architektur …
Schwimmende Stadt Dogen City
… kann die City jederzeit umgestaltet werden

Cooles IT-Zentrum

Umso detaillierter wird man dann beim eigentlichen Herzstück der „Medizinstadt“: Unterhalb von Dogen City soll im Meer das Undersea Edge Data Center seinen Platz finden, ein hochmodernes Forschungs- und IT-Zentrum. N-Arks Idee dazu: „Wassergekühlt liefert es hochwertige Mehrwertdienste wie digitales Urban Management, Gesundheitsdatenanalyse und Arzneimittelentwicklung.“

Genau Diagnosen der digital vernetzten Bewohner:innen würden hier auf tagesaktueller Basis möglich gemacht – bis hin zu gentechnischen Analysen. Das erklärte Ziel: Eine Gesellschaft ohne jegliche Krankheiten.

Data-Center im Meer
Das Undersea Edge Data Center …
Gesellschaft ohne Krankheit
… das detaillierte medizinische Diagnosen ermöglicht

Touristenhochburg

Fortgeschrittene medizinische Versorgung, Medikamentenentwicklung und Roboterchirurgie können im Unterwasser- Rechenzentrum ebenfalls durchgeführt werden. Geht es nach den Plänen der Entwickler, soll das medizinische Angebot auch nicht ansässigen Personen zur Verfügung stehen und Dogen City so zu einem Ort des Medizintourismus werden.

Lebensmittel, basierend auf Meerwasser-Landwirtschaft und Aquakulturen, werden – auch als natürliches Heilmittel beworben – das Angebot für Besucher:innen ergänzen. Last but not least soll Dogen City als Aufnahmeort für Naturkatastrophen und Klimaflüchtlinge dienen.

Text: Michi Reichelt
Bilder: N-Ark