Interview Michael Kovacek & Dr. Ernst Ploil: der Kunstmarkt und Zukunftsaussichten // Auktionshaus im Kinsky

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In diesem Interview lassen die Eigentümer des im Kinsky – Michael Kovacek & Dr. Ernst Ploil – ein aufregendes Jahr Revue passieren und bieten spannende Einblicke in den zukünftigen Kunstmarkt.

Wie haben Sie sich im März 2020 gefühlt?

Ernst Poil: Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet…

Michael Kovacek: …und natürlich ist insgesamt der Umsatz reduziert…

Ernst Poil: Aber wir haben das Ruder herumgerissen, und wir waren dabei erfolgreich. So haben wir ein Geschäftsergebnis, das nicht nur weit über den Befürchtungen liegt, sondern sogar dort, wo wir es hingehofft haben.

Michael Kovacek: Ich habe einfach nach jeder Einschränkung nach Wegen gesucht, die letztendlich zu einem großen Erfolg geführt haben.

Ernst Poil: Michael Kovacek ist ein Optimist – Gott sei Dank – dem der Hergang der Ereignisse recht gegeben hat. Denn die Pandemie und die damit einhergehenden gesetzlichen Restriktionen waren eine sehr große Belastung und haben zu einem Umgestalten des gesamten Geschäftsmodells geführt.

Michael Kovacek: Wir mussten ja zwei Auktionstermine verschieben…

Ernst Poil: …und die Zeitreise Ausstellung abbrechen! Aber wir haben uns so schnell es ging auf die Situation eingestellt. Wir bieten etwa Lieferservice, damit Leute nicht herkommen müssen, haben online vereinfacht und verstärkt, das alles hat sich bewährt.

Bei der letzten Auktion hatten wir einen Rekord mit 950 online registrierten Bietern!

Michael Kovacek

Wie wird sich das Auktionswesen in Zukunft entwickeln?

MK: Es wird weiter stark zunehmen.

EP: Auch der Kunstmarkt wird als Investitionsmöglichkeit zunehmen. Es gibt einen nationalökonomischen Grundsatz, der da lautet: Bei Krisen gibt es eine Flucht in Sachwerte. Wir erleben sicher im heurigen und nächsten Jahr kolossale Strukturveränderungen mit vielen Insolvenzen und Unternehmenskollapsen…

MK: … und mit sicher vielen Neugründungen, start ups, Neustrukturierungen und neuen Erfolgsgeschichten!

EP: Die Zinsen sind niedrig, andere Investitionsmodelle sind nicht sehr reizvoll – also man wird weiterhin in Kunst investieren.

MK: Davon sind wir beide überzeugt!

EP: Und die Pandemie wird vorübergehen wie die Grippeepidemie. Die Börsen boomen schon jetzt, weil sie die Effekte des Impfens bereits vorwegnehmen und die wirtschaftliche Erholung antizipieren. Das geht auch am Kunstmarkt nicht vorbei.

Der Kunstmarkt: im Kinsky

Kommt derzeit mehr Ware auf den Markt?

MK: Nein. Akquise ist eigentlich schwerer geworden, weil die Leute glauben, dass man wegen der Krise keine so hohen Preise erzielt. Das ist aber falsch.

EP: Die Personengruppe, die jetzt Werte abgibt, ist die erste Nachkriegsgeneration – und die wird in großem Wohlstand alt. Für sie gibt es keinerlei Zwang, sich von etwas zu trennen, schon gar nicht von den exzellenten Dingen.

MK: Dazu möchte ich anfügen: In den meisten Fällen ist Kunstkauf kein Investitionskauf sondern ein Glücksgefühlskauf! Und man trennt sich doch nicht von Dingen, die man liebt – das machen erst die Erben.

Als Anwalt höre ich immer wieder die Frage: Wie vererbe ich mein Vermögen gut? Und ich sage regelmäßig: Wenn Sie ein Spezialwissen haben, ist es am gescheitesten, wenn Sie es nützen und Ihre Objekte selbst verwerten.

Ernst Poil

Halten sich die Leute daran?

EP (lacht): Jeder nickt, und keiner macht’s. Weil man sich nicht trennen kann. Das bringen nur wenige übers Herz.

Interview: der Kunstmarkt

Ist das eine Generationenfrage? Ist die jüngere Generation eine andere Käuferschicht?

MK: Absolut. Die ältere Generation hat gesammelt und trennt sich eigentlich nicht davon. Der heutige Zeitgenossen-Sammler kauft junge Kunst, beobachtet den Markt, und trennt sich nach 5, 10 oder 15 Jahren viel leichter, als das früher der Fall war. Daher funktioniert diese Sparte auch so gut!

EP: Der Blick auf die Kunst ist eine Generationenfrage. Bei den Zeitgenossen stelle ich einen ganz anderen Zugang als in meiner Jugend fest. Wenn sich damals jemand einen Rainer – und der war schon damals teuer – gekauft hat, war das eine gewagte Wahnsinnstat. Heute wird der Kunstkauf oft als eine mögliche Veranlagungsform gesehen.

MK: Aber es gibt schon viele Menschen, die beim Kunstkauf nicht an Veranlagung denken… Andererseits glauben manche Leute, sie können mit Kunst gut Geld verdienen und haben zusätzlich etwas Schönes zu Hause hängen. Kunst hat sich sehr verkommerzialisiert.

EP: Dem stimme ich zu. In der heutigen Zeit – es mag an der Ausbildung, am viel selbstverständlicheren Umgang mit Geld und Vermögen liegen – will jeder ein gutes Investment machen. Er will das Werk daheim hinhängen, aber will auch jedem auch sagen können: Ich habe gut gekauft.

Und wenn sich jemand bei uns ein Kunstwerk kauft, muss er sich nicht dafür genieren, teuer zu kaufen, denn er zeigt damit, dass er ein kluges Investment gemacht hat.

Michael Kovacek

EP: Das war ja immer unsere Strategie: das Haus als Ansprechpartner für wirtschafliche wissenschaftliche Fragen. Wir blicken hinter die bloß kommerzielle Fassade, wir recherchieren die Geschichte, wir suchen heraus, wie das Kunstwerk im Kontext zum Gesamtwerk des Künstlers steht.

Der Kunstmarkt: Auktionhaus im Kinsky

Interview Kunstmarkt: im Kinsky