FATEEVA, Wien: One Dress A Day

Elizaveta Fateeva Elizaveta Fateeva, Photo: Tatyana Vlasova

FATEEVA, Interview: Nina Prehofer

Das Wiener Modelabel FATEEVA wurde von Schuhdesignerin Elizaveta Fateeva 2017 gegründet und interpretiert den Begriff Essentials für Damen- und Herrenbekleidung neu, indem es Avantgarde gekonnt mit dem Alltag verbindet.

Sie haben den Lockdown kreativ genutzt und „One Dress A Day“ erfunden. Wie kam es dazu?

Elizaveta Fateeva: Ich habe das Gefühl, dass „One Dress A Day“ schon länger unter der Oberfläche geschlummert und nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet hat. Meine älteste Freundin rief mich an und bat mich, ihr im Lockdown zwei Sommerkleider zu nähen, aus Stoffen, die bei mir im Studio einfach herumliegen.

Also öffnete ich die „für später“-Kisten und dabei offenbarte sich mir ein wahrer Schatz!

Da mir das Thema Upcycling für mein Label sehr wichtig ist, habe ich immer wieder sehr viele Restposten an hochwertiger Seide in Italien gekauft. Dort bin ich oft unterwegs und durchforste die Fabriken und Lager nach übrig gebliebenen Materialien.

Seitdem entstand jeden Tag ein Kleid. Was kann diese Aktion bewirken?

Elizaveta Fateeva: In erster Linie war „One Dress A Day“ für mich eine „back to the roots“-Aktion. Ich hatte eigentlich nicht gedacht, dass ich es so lange machen würde und es mir solchen Spaß machen wird. Ich bin gelernte Schneiderin, habe aber seit knapp zehn Jahren nichts mehr genäht. Dabei habe ich bemerkt, wie sehr ich das Handwerk vermisst habe, wie geduldig und konzentriert ich werde, wenn ich an der Nähmaschine arbeite.

Dass dabei noch etwas Schönes herauskommt, das anderen Freude bereitet, macht es nur noch besser.

Diese meditative Arbeitsweise, gepaart mit der Herausforderung, ausschließlich mit Überschussmaterialien zu arbeiten, hat mir neue Perspektiven eröffnet und ich möchte auch meine Kunden und Kundinnen in diese Richtung sensibilisieren. Den Wert von Rohstoffen erkennen und zeigen, wie in einer düsteren und verunsichernden Zeit doch auch Weiterentwicklung passieren kann.

Wie hat sich Ihr Label „Fateeva“ weiterentwickelt?

Ich habe FATEEVA vor drei Jahren als Schuhlabel gestartet, mit saisonalen Kollektionen und Showroom und Präsentationen in Paris. Seitdem ist es ein stetiger Lernprozess, auch wenn ich bereits seit zehn Jahren für große Modelabels als Accessoires-Designerin gearbeitet hatte. Als kleines Label gibt es viele Hochs und Tiefs und es braucht viel Durchhaltevermögen, um sich über Wasser zu halten und sich am Markt zu differenzieren.

Es hat all das gebraucht, um festzustellen, dass der klassische Weg nicht meiner und auch nicht mehr zeitgemäß ist.

FATEEVA

Wir leben in einer Zeit, die es verlangt, Prozesse neu zu definieren und einen individuellen Rhythmus zu finden.

Photo: Lisa Edi

Der Markt ist reif für den Mut zu experimentieren und für Produkte, die eine Geschichte erzählen. Die Kleider, die gerade entstehen, sind meine Antwort darauf. Zumindest für den Moment.


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