Im Jahr 2019 begann ein neues Kapitel in der 400-jährigen Ära des Traditionshauses „Zum Goldenen Hirschen“ in Gmunden, als die Nachbarin das Haus nebenan kaufte. Ein Glücksfall für die ehrwürdigen Gemäuer: Die renommierte Architektin Inge Krebs-Hinterwirth nahm sich dem Objekt mit viel Feingefühl an und schuf ein Kleinod mit 21 individuellen Zimmern im Herzen der Keramikstadt Gmunden. Mit Ulrike und Christoph Parzer – sie eine charmante Gastgeberin, er ein Spitzenkoch – fand sie das ideale Hotelierspaar, das das Haus mit Weitblick führt.



Das im Jahr 1624 als Beherbergungsbetrieb errichtete Gebäude war zuletzt ein schlichtes Wohnhaus. Doch Krebs-Hinterwirth führte dem Goldenen Hirschen wieder seinen Ursprungszweck zu. Dass es nicht unter Denkmalschutz steht, mag erstaunen – man hätte vieles daraus machen können. Die Eigentümerin jedoch entschied sich, die Substanz im Sinne der Vergangenheit zu revitalisieren. Sie fügte nur hinzu, was notwendig war, ein Treppenhaus etwa, und sanierte es mit Vorhandenem sowie Regionalem, etwa den Holzböden von Trapa aus Traunkirchen. Für sie die zeitgemäßeste Art zu bauen.



Vom einladenden Eingangsbereich mit seinen historischen Nischen und dem Granitbrunnen bis hin zu den traditionsreichen Gewölben des Restaurants zeigt sich die Handschrift von Architektin Inge Krebs-Hinterwirth: stilbewusst, behutsam und zugleich zeitgemäß. Im Restaurant schaffen handgewebte Stoffe aus der Region und feine Keramik ein Ambiente, das Esskultur zelebriert. Der historische Weinkeller verbindet Geschichte mit modernen Akzenten. Und im Gastgarten sorgt eine tausendjährige Linde für wohltuenden Schatten – ein Platz, an dem Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen.



Mit Feingefühl Altes bewahren und Neues schaffen: Zum Beispiel ein altes Schild, das nun wieder am Eingang hängt. Oder Metallgitter, die im Weinkeller neu verbaut wurden. Oder auch eine Mostpresse, antike Gmunder Keramikvasen und -teller, die zu Dekorationsobjekten wurden. So auch die Hirschgeweihe und Krickerln, die dem Namen hier als Deko mit rosa und blauen Schlaufen vorm Toiletteneingang ebenso alle Ehre machen wie die vielen dezenten Goldelemente, etwa im Badezimmer oder bei den Beleuchtungskörpern.
Ebenso subtil eingefügt wie das Mattgold sind auch die altösterreichischen Farben aus dem Salzkammergut. Sessel vom Dachboden und Betthäuper wirken jetzt in Samtgrün. Andere Betthäupter und die Bänke im Gasthaus tragen Stoffe, die eigens von ttt Blockprint aus Attersee mit grünen, lila und rosa Ornamenten bedruckt wurden. Jedes der 21 Zimmer ist ein Unikat mit Namen wie Platzhirsch oder Geweihträger.



Im Haus verteilt sich außerdem heimische Kunst namhafter Größen wie Arnulf Rainer, Hermann Nitsch, Rudolf Leitner-Gründberg oder Erwin Wurm – teils aus der eigenen Sammlung, teils aus der GALERIE 422 von nebenan. Ein besonderer Akzent ist das Auftragswerk von Constantin Luser: ein Hirsch aus Gold, Sinnbild für das neue Kapitel, das Geschichte und Moderne so lässig und liebevoll miteinander verbindet.
Manchmal muss man sich einfach nur trauen, die Seite umzublättern.

Fotos: Zum Goldenen Hirschen
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