Warum Biohacking kein Tech-Trend sein muss, sondern Hausverstand mit System
Martin Gratzer sagt Sätze, die hängen bleiben. Zum Beispiel: „Wenn man Stress hat, weil man den nächsten Biohack noch in den Tag quetschen muss, läuft etwas falsch.“ Der ehemalige Spitzensportler, Banker und heutige Geschäftsführer von Biogena ONE weiß, wovon er spricht. Für ihn ist Biohacking kein elitärer Tech-Hype, sondern ein Werkzeugkasten voller alter, bewährter Tools – neu interpretiert.

Basics statt Gadgets
Bevor Biohacking zum Buzzword wurde, nannte man es schlicht Trainingsoptimierung. Heute schwankt der Begriff zwischen Silicon-Valley-Gadgets, Nahrungsergänzung und Selbstvermessung. Doch Gratzer rückt zurück ins Zentrum, was wirklich zählt: Schlaf, Ernährung, Bewegung. „Biohacking beginnt nicht mit Kryokammern oder Schlaftrackern, sondern mit der Frage: Hast du gut geschlafen? Hast du dich bewegt? Hast du Tageslicht gesehen?“

Stress ist der stille Saboteur
Für Gratzer ist chronischer Stress einer der größten Alterungsbeschleuniger. Er schwächt Immunsystem, Hormone und Schlafqualität. Genau hier soll Biohacking ansetzen – nicht noch mehr Stress erzeugen. Sein Prinzip lautet: Einfachheit. Nicht das Haus mit Hightech dämmen, wenn es noch keine Türen hat. Oder anders gesagt: „Wenn du müde bist, ruhe dich aus – statt mit Espresso drüberzubügeln.“

Kaizen: Kleine Schritte mit großer Wirkung
Gratzer lebt nach dem japanischen Kaizen-Prinzip – kleine, kontinuierliche Verbesserungen. „Wir starten mit dem Frühstück. Zwei Wochen lang. Dann kommt der nächste Schritt.“ Ernährung bedeutet für ihn weniger Dogma, mehr Vielfalt. Mehr Gemüse, weniger Verarbeitetes, genug Protein als Altersvorsorge – und vor allem: kein tägliches Essen nach Schema F, sondern Abwechslung fürs Mikrobiom.


Bewegung als Schlüssel zur Selbstständigkeit
Sein Lieblingsbeispiel? Die tiefe Hocke. „Wer sich stabil in die tiefe Hocke setzen kann, zeigt Mobilität, Gleichgewicht und funktionelle Gesundheit. In Asien Alltag – bei uns können das viele nicht mehr.“ Ein simpler, aber aussagekräftiger Test für ein Leben in Bewegung, auch im Alter.

Biohacking: Kein Wettbewerb, sondern bewusste Lebensgestaltung
Für Gratzer ist Biohacking kein Selbstzweck. Kein radikales Gen-Editing, keine Testosteron-Spritzen. Sondern die Kunst, den Körper wieder auf das auszurichten, was er evolutionär kennt: Licht, Kälte, Rhythmus, Bewegung. Alles, was wir heute „Biohack“ nennen, war früher selbstverständlich.


Am Ende bleibt eine Frage, die mehr sagt als jede Smartwatch:
Kannst du noch in die Hocke gehen?
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