Ein Jubiläum der Vielfalt mit 13&9 Design

13&9 Design

Vor zehn Jahren hat das Produktdesignstudio 13&9 Design erstmalig eine Kollaboration von Design, Wissenschaft und Kunst bei der New Yorker Design Week ins Leben gerufen, um mit einem transdisziplinären ganzheitlichen Ansatz neue Lösungen in der Gestaltung zu finden.

13&9 Design ist ein international tätiges Designstudio aus Graz, das von Architekt Martin Lesjak, Mitgründer und Geschäftsführer des Architekturbüros INNOCAD, und Dr. Anastasija Lesjak gegründet wurde. Das Team kreiert Produktkollektionen in Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern – vom Konzept bis hin zur Produktion – in den Bereichen Beleuchtung, Möbel, Bodenbeläge, Accessoires, Ausstellungs- und Sound-Design und hat auch ein eigenes Label. Zum Jubiläum blicken die Gründer auf den Schaffensprozess und die vielfältigen Projekte zurück. 

Ihr feiert heuer ein Jubiläum. Was waren die Highs und Lows der letzten zehn Jahre? 

Anastasija Lesjak: Seit der Gründung 2013 suchen wir mit unserer Arbeitsweise stets nach dem Wahren, Schönen, aber gewiss auch dem Außergewöhnlichen, Unkonventionellen, um Produkte mit einem „Mehrwert“ – oder wie wir es poetisch auszudrücken pflegen – einer „Seele“ zu konzipieren. Um möglichst flexible, transformierbare und wiederverwendbare Produkte zu gestalten, bedenken wir die Vielfalt und beziehen mehrere Disziplinen in Arbeitsprozesse ein, dies spiegelt sich auch in unserem nachhaltigen Zugang zur Serienproduktion wider. Diesen Zugang über ein Jahrzehnt mit den gleichen Entwicklungs- und Produktionspartnern konstant umzusetzen, ist ein wertvolles Merkmal unseres Unternehmens, aber gleichzeitig eine stetige Herausforderung. Diese gab es bei fast jeder Neuentwicklung, aber wir bauten auf unsere Ausdauernatur gepaart mit einer gewissen Leichtigkeit, um auch bei kniffligen Projekten nicht die Freude am Entwickeln zu verlieren. Rückblickend empfinde ich große Dankbarkeit, dass wir holistisch arbeiten dürfen und wir uns gemeinsam mit unseren Partnern zu einem mittlerweile internationalen Produktdesignstudio entwickeln konnten. Hier möchte ich auch meinen aufrichtigen Dank an alle Kollegen und Partner dieser zehn Jahre ausdrücken, mit denen wir über diese Zeit wirken durften!

Welches von den Projekten, die Sie in den letzten zehn Jahren zusammen entwickelt haben, ist Ihr Lieblingsprojekt?

Anastasija Lesjak: Wenn ich rückblickend nachdenke, favorisiere ich eigentlich kein Projekt. Grund dafür ist, dass wir jede Entwicklung sinngemäß begleitet haben, von der Planung, Infrastruktur, Produktion bis zur Kommunikation, und sämtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen, um uns anschließend auf den kreativen inhaltlichen Kern konzentrieren zu können. Zu Beginn ging auch nicht immer klar hervor, ob etwas „relevant“ sein wird, unabhängig davon, wie innovativ eine Idee war. Unsere Arbeit bezieht auch meistens eine Gruppe an Mitwirkenden ein und aus meiner Sicht war das Gesamtergebnis umso runder und schöner, je offener und tiefgründiger die Menschen im Team waren. Dies gibt mir Hoffnung, dass die zwischenmenschliche Essenz eine wichtige Zutat und in der Produktentwicklung nicht zu ersetzen ist. Zum Schluss muss ich wohl zugeben, dass mir die Projekte mit Fokus auf Health & Wellbeing besonders am Herzen liegen.

Anastasija, Sie haben einen sehr diversen und beeindruckenden Hintergrund. Wie schlagen Sie die Brücke zwischen Wissenschaft und Design?

Anastasija Lesjak: Beim Lernen, Erforschen und Gestalten vereinen sich meine bisherigen Erkenntnisse gleichzeitig mit neuen Ideen. Im kreativen Prozess fungiert mein Wissen aus dem medizinischen Fachbereich oft als Bindeglied bei disziplinübergreifenden Kollaborationen, z. B. beim ScienceDesignLab mit Prof. Dr. Richard Taylor von der University of Oregon/Fractals Research und seinem Psychologiefachteam von der University of Wales. Gemeinsam widmen wir uns der Entwicklung von Gestaltungskonzepten sowie Produktapplikationen, die auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Stressreduktion in der gebauten Umgebung basieren und insbesondere für zeitgemäße Arbeitsumgebungen sowie Gesundheits- und Bildungseinrichtungen gedacht sind. Falls sich jemand tiefer mit dem Thema auseinandersetzen möchte, empfehle ich zum Nachlesen die Studie „Aesthetics and Psychological Effects of Fractal Based Design“, die in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlicht wurde.

13&9 Design fokussiert sich auf holistische Konzepte. Wie schaut der Prozess für diese Konzepte aus und wie bleibt man dabei innovativ?

Martin Lesjak: Einerseits ergibt sich der ganzheitliche Zugang ganz natürlich aus den vielschichtigen Hintergründen unseres Teams – Architektur, Interior– und Produktdesign, Mode und Musik gepaart mit einer forschungsbasierten, durch wissenschaftliche Kollaborationen unterstützten Arbeitsweise. Andererseits haben wir eine holistische Arbeitsphilosophie bzw. Arbeitsstrategie entwickelt, die auf mehreren Säulen beruht. Diese stellt die essenziellen Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt – bei gleichzeitiger Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft sowie der Umwelt – und versucht, Antworten auf die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Sobald ein Konzept diesem Ansatz entspricht, ist es für uns innovativ, da es zusätzlich zu seinem ursprünglichen Nutzen einen Mehrwert generiert!

Ihr Arbeitsansatz fördert umweltfreundliche Konzepte. Wie finden Sie kleine und lokale Hersteller, die Ihre Produktion unterstützen?

Martin Lesjak: Unsere Nachhaltigkeitsstrategie versucht, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sowie einer lokalen Produktion und Materialgewinnung von Anfang an mitzudenken und reicht bis hin zur Verpackung und Versandökonomie. Durch diesen frühzeitigen Fokus ergibt sich die Möglichkeit, sehr oft mit lokalen und kleineren Produzenten zusammenzuarbeiten, ohne dem Preisdruck zu erliegen.

Noch ein paar Worte zum Abschluss?

Anastasija Lesjak: Das Wunderbare an diesem Jubiläum für mich ist eigentlich, dass ich 13&9 Design mit meinem Ehemann Martin aufbauen konnte. Das ist etwas Persönliches, aber für mich gehört es zu meinem Rückblick.

Martin LesjakViele der Arbeiten von 13&9 sind ein schönes Beispiel dafür, dass durch Kreativität und Commitment eine gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit möglich werden kann. 

www.13and9design.com

Fotocredits: Stefan Haider, BuzziSpace, Kris Dekeijser, TonuTunnel, Paul Ott, VITEO Croce & Wir