Megumi Ito: magische Momente // LICHT DESIGN

Megumi Ito

Megumi Ito

Die Designerin Megumi Ito macht einzigartige Lichtobjekte, die Hotels, Bars oder Shops erleuchten. Aufgewachsen in der sehr traditionellen Stadt Kamakura in Japan, hat sie in Wien seit ihrem Studium an der Angewandten ihren Ort des Schaffens gefunden.

Foto: Hervé Goluza


Interview: Nina Prehofer

Wie sehr prägt Ihre Herkunft Ihre Arbeitsweise?

Megumi Ito: Wenn ich arbeite, bin ich nie hektisch, sondern immer überlegt. Es ist meditativ, was ich mache, und es muss hinter allem die richtige Bedeutung stecken.

Ich liebe die unvollkommene Perfektion.

Ich versuche, meine Kunden weder zu etwas zu drängen noch zurückhaltend zu sein. Ich warte immer gute Momente ab.

Megumi Ito
Foto: Hervé Goluza

Die Lampen, die Sie fertigen, sind alle Einzelstücke. Möchten Sie Ihre Werke nicht reproduzieren?

Megumi Ito: Ich hatte nie die Möglichkeit, in Serie zu gehen, bzw. keine Firma hat es mir jemals angeboten. Bis vor Kurzem! Ich arbeite im Moment an einer Serie mit dem Namen „MITO“, Mythos. Es war für mich auch so etwas wie der Übertritt in einen neuen Lebensabschnitt, vor dem ich mich fragte, wo ich gerade stehe. Bin ich noch sehr japanisch oder doch etwas europäischer geworden? Ich habe erkannt, dass ich beides bin und mein „Ich“ entwickelt habe.

Auch in meiner Arbeit spürt man beide Kulturen – und genau das habe ich in die Serie hineingepackt.

Warum ich aber das Unikat so sehr liebe, ist, weil ich das optimale Licht für einen individuellen Platz entwickeln möchte. Darauf bin ich trainiert.

Sie arbeiten gerne mit japanischen Materialien wie Kimonostoffen oder Papier. Was ist die Magie, die von diesen Materialien ausgeht?

Megumi Ito: An einem Kimono faszinieren mich die Muster und Farbkombinationen. Auch die Qualität ist so toll, dass man den Stoff gerne weiterverwendet. Es ist aber auch die Art, wie wir den Kimono tragen, die mir so gefällt. Wenn es draußen regnet, tragen wir z. B. ein Muster mit Fischen, auf einem Sommerfest etwa eines mit Hase und Mond. Das Japanpapier wirft einfach ein unglaublich weiches Licht in den Raum und reinigt außerdem die Luft. Wenn ich mit Bambus arbeite, denke ich daran, ein Nest zu bauen, wie ein Vogel für seine Jungen. So eine Lampe aus Bambus macht ein sehr emotionales Licht. All diese Materialien sind Teil meiner Kindheitserinnerungen, die ich für immer mittragen möchte.

Wenn ich mit ihnen arbeite, erlebe ich magische Momente.

Megumi Ito

Was muss ein Material noch mitbringen, damit Sie gerne damit arbeiten?

Megumi Ito: Es soll rein sein. Künstliche Materialien machen uns und die Natur krank und kaputt. Ich probiere gerne Neues aus und meistens arbeite ich dann so lange damit, bis ich es gut genug kennengelernt habe. Das hört sich gerade an, als würde ich über eine Partnerschaft sprechen …

Im Hotel Sacher in Wien glitzern fünf Meter hohe Luster, deren Kristallsteine einzeln von Ihnen appliziert wurden. Wie lange haben Sie dafür gebraucht?

Megumi Ito: Die 4.000 Kristallsteine haben wir innerhalb von ein paar Tagen appliziert. Ich habe in der Früh begonnen und bin am Tag und fast die ganze Nacht auf der Leiter gestanden. Aber es war eine großartige Erfahrung – mit BWM-Architekten, Edelmüller Projektmanagement und dem Sacher hatte ich das beste Team.

Foto: Hervé Goluza

Wie arbeiten Sie, wenn Sie zu Hause oder in Ihrem Atelier arbeiten?

Megumi Ito: Meistens arbeite ich im Stillen. Es läuft weder Radio noch Fernseher. Nur wenn ich zu einsam werde, höre ich Geschichten von guten Philosophen an. Meine Hände sind beschäftigt und damit auch mein Geist. Es ist wunderschön, wenn ich sehe, was an einem Tag entstehen kann.

MEgumi Ito
Foto: Hervé Goluza

Welche Erinnerung an die Stadt Kamakura, in der Sie aufgewachsen sind, werden Sie nie vergessen?

Megumi Ito: Den Horizont, das Meer, zu dem ich immer mit meinem Hund gegangen bin, und den frischen Fisch. Ich habe sieben Jahre lang Kendō gelernt und wir mussten alle unser Dōjō, also unseren Trainingsplatz, putzen, bevor wir mit dem Training begonnen haben. Ich musste oft so lange am Boden auf den Fersen sitzen, bis ich überhaupt drankam.

Photo: Hervé Goluza

Was begleitet Sie von der japanischen Kultur auch an Ihrem Wohnort Wien?

Megumi Ito: Der Jugendstil hat viel japanischen Einfluss und war stark von japanischer Kunst inspiriert. Ich habe beides kennengelernt und wurde davon sehr geprägt. Wien ist sehr schön und nicht so groß. Die Musik ist großartig und die Wertschätzung für Kunst und Kultur ist in Japan ähnlich groß wie in Wien. Das beruhigt mich.


ito-megumi.com