Der Mercado Nicolás Bravo ist in mehrfacher Hinsicht mehr als nur ein Markt. AIDIA STUDIO entwarfen ein Sozialprojekt, das der Community Gelegenheit gibt, ihr Können und Handwerk zu präsentieren. Darüber hinaus besticht es als architektonischer Hingucker.
Mexiko boomt. Mit einem jährlichen Umsatz von umgerechnet rund 15 Milliarden hat sich die mexikanische Tourismus- und Reisebranche nach der Corona-Pandemie nicht nur erholt, sondern kann sich aktuell sogar über Rekordwerte freuen. Ein Mitgrund des Hypes: Influencer, Promis und digitale Nomaden haben das Land für sich entdeckt. Dabei sind Orte wie Tulum oder Oaxaca zu den Hotspots geworden – und spüren mittlerweile die negativen Auswirkungen des Booms.
Durch die Belastung lokaler Infrastrukturen kommt der Wunsch nach nachhaltigem Tourismus und kultureller Verantwortung auf. Eine Antwort auf diese Forderung ist der Mercado Nicolás Bravo im gleichnamigen 4.000-Seelen-Ort im Bundesstaat Quintana Roo im Südosten Mexikos.
Geplant von dem aus London stammenden AIDIA STUDIO von Rolando Rodríguez-Leal und Natalia Wrzask, handelt es sich bei dem Markt um ein Communityprojekt für die Bevölkerung von Nicolás Bravo. Das Architekturbüro – mit Sitz in Mexiko-Stadt und London – entwarf ein Konzept, das bis zu 50 Ausstellern die Gelegenheit gibt, ihr Handwerk und Können einer breiten Öffentlichkeit anzubieten.
Ein Projekt für alle
Denn insbesondere hier, auf der der Halbinsel Yucatán an der mexikanischen Karibikküste, boomt der Tourismus mehr denn je. Der Mercado Nicolás Bravo ist in diesem Kontext als Ort des Gegensatzes gedacht, an dem soziale Interaktion, Bildung und Gemeinschaft durch Workshops gefördert werden soll. Auch öffentliche kulturelle Veranstaltungen können (und sollen) auf dem Gelände stattfinden.
Auf 7.700 Quadratmetern entstand daher eine rasterförmige Struktur aus acht mal acht Meter großen Feldern mit insgesamt 50 Marktständen. Diese wurden baugleich aus Farbbeton errichtet – mit Flachdächern und auffälligen, grünen Rolltoren. Verbunden werden die Stände durch Gehwege aus Betonplatten und Lehmziegeln.
Der architektonische Hingucker des Markts ist jedoch die Dachkonstruktion aus Stahlbeton, die sich über alle Verkaufsstände spannt. Als hyperbolisches Paraboloid-System konzipiert, besteht es aus umgekehrten Schirmformen, die sich sattelförmig nach unten und oben wölben. Ziel der Architekten war es, damit optimalen Schutz vor der intensiven Sonneneinstrahlung zu ermöglichen, gleichzeitig jedoch auch die Luftzirkulation zu regulieren.
„Dies spiegelt nicht nur unseren Fokus auf architektonische Ästhetik und strukturelle Integrität wider, sondern integriert auch eine biophile Designphilosophie, die die Struktur nahtlos in ihre natürliche Umgebung integriert“, so AIDIA STUDIO.
Grün, grün und grün
Mit unverputzten Ziegeln an seiner Oberseite verkleidet, wird das Dach von Leichtstahlträgern getragen. Auch sie sind in Grün gehalten – gemeinsam mit der offenen Bauweise stellt die Farbgebung so eine bewusste Verbindung zur den Markt umgebenden Landschaft her.
Das Projekt verkörpert unser Bekenntnis zu resilienter Architektur mit Bauweisen und Materialien, die Langlebigkeit sichern und den Wartungsaufwand über die gesamte Lebensdauer minimieren.
AIDIA STUDIO
Ergänzend sorgen üppig bepflanzte Inseln rund um den Mercado Nicolás Bravo sowie eine Reihe begrünter Innenhöfe für Nachhaltigkeit – und für Sinnesberuhigung im zumeist hektischen Markttreiben.
„Das Projekt verkörpert unser Bekenntnis zu resilienter Architektur mit Bauweisen und Materialien, die Langlebigkeit sichern und den Wartungsaufwand über die gesamte Lebensdauer minimieren“, erklärt das Architekturteam. Finanziert ist das Projekt von der Regierung über ein Programm zur städtebaulichen Verbesserung unterentwickelter Gebiete in Mexiko.
So soll Nicolás Bravo – das seinen Namen dem mexikanischen Politiker und Militärführer Nicolás Bravo Rueda verdankt, der im Mexikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpfte und kurzzeitig das Präsidentenamt Mexikos innehatte – auch in wirtschaftlicher Hinsicht in den nächsten Jahren einen deutlichen Aufschwung erfahren.
Text: Michi Reichelt, Resi Reiner
Fotos: AIDIA STUDIO
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