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Kunst, Perspektive zu wechseln

Zwischen Barock und der Geschichte des Hauses treten im Arthotel Lasserhaus fünf zeitgenössische Werke hervor – subtil, verschmitzt und voller Fragen an Zeit und Struktur.

Die dekorative Fassade in der Brixener Innenstadt verrät es schon: Im Arthotel Lasserhaus lebt die Kunst. Das Gebäudekonglomerat, dessen älteste Mauern aus dem frühen 15. Jahrhundert stammen, könnte glauben lassen, dass nur Altes im Inneren herrscht. Und tatsächlich prangt hier auch die die Sammlung barocker Werke der Besitzerfamilie in beeindruckendem Glanz. Doch dann treten fünf zeitgenössische Werke hervor, leise, fast verschmitzt, und flüstern: Nichts ist so festgelegt, wie es scheint. Geschichte trifft Gegenwart. Erwartung trifft Überraschung: Es ist ein Lied über die Zeit, das ein like verdient.

Blick auf die Struktur

An der alten Gewölbedecke des Künstlerzimmers hängt eine zeitgenössische Installation von Esther Stocker, die nicht nur einen Kontrast zur Historie des Gebäudes bildet, sondern auch in sich selbst eine ungewöhnliche Spannung erzeugt. Es sind Objekte aus Holz und Metall, die in einen Vinylstoff mit geometrische Formen in schwarz und weiß eingekleidet sind. Durch die unregelmäßige Hülle verliert das Muster seine Form und steht damit sinnbildlich für den Durchbruch des Systems und das Erschaffen neuer Perspektiven. Wo dieser Gedanke wohl noch hinführt, wenn man auf dem Bett liegend auf die Stocker’schen Planeten an der Decke blickt?

Esther Stocker 

* 1974 in Schlanders, lebt und arbeitet in Wien

Gedanken und Planeten, 2023
Vinyl, Holz, Metall

Je Objekt zwischen 20-60 cm

Stufe für Stufe

Wie viele Menschen diese sprialförmige Treppe aus Holz wohl schon hinauf und hinuntergegangen sind. Im Eiltempo, zwei Stufen auf einmal nehmend oder verträumt und innehaltend? Es ist ein scheinbar banales Alltagsobjekt, das Alexander Wierer hier mit einem wortwörtlichen Twist versehen hat. Fast unbemerkt ist in der ersten Sprosse des Handlaufs ein Holzelement eingebaut. Es lässt sich wie ein Uhrwerk aufziehen, bevor es sich dann gegen das hölzerne Geländer entlädt. Ein Sinnbild, wie die Zeit vergeht.

Alexander Wierer

* 1989 in Brixen, lebt und arbei­tet in Brixen

Lieder über die Zeit, 2023
Uhrwerk, Holzgeländer

70 x 3 x 3 cm

Schlaf-Gymnastik

Im Gästezimmer Nr. 1 wird das Bett selbst zum Kunstwerk. Denn statt eines Hauptes thront eine Installation von Ingrid Hora an der Wand, die an Sprossenwände aus dem Turnsaal erinnert. Dabei fehlen jedoch Sprossen, einige schießen seitlich hinaus, manche sind abgeschnitten oder sogar gebogen. Sportlich sollte man sich daran also eher nicht betätigen. Vielmehr ist es eine Einladung an einen selbst, Gedanken herumturnen zu lassen und so neue Sichtweisen zu erlangen.

Ingrid Hora

* 1976 in Bozen, lebt und arbeitet in Berlin

Sprossenwand, 2023
Buchenholz

455 x 315

Schriftzug-Trilogie

Gleich drei Werke stammen von Petra Polli. Für expect the best dient ein metallenes Fundstück, das einst zum Dach gehörte, als Grundlage. In Kombination mit dem Schriftzug weckt es kühn Erwartungshaltungen. M ist eine weißblaue Neon-Kritzelei, die den Eindruck vermittelt, von Kindern gemalt worden zu sein – und vielleicht für ein „M“ wie Mama stehen könnte. Die sieben Spitzen erinnern an sieben Generationen, die hier über die letzten 200 Jahre jedoch alle kinderlos gelebt haben. Und die von der Graffiti-Szene inspirierten Betonskulptur LIKE inspiriert dazu, das Haus in den sozialen Medien positiv zu bewerten: eine subtile Verknüpfung von öffentlich und privat.

Petra Polli
*1976 in Bozen, lebt und arbeitet in Bozen und Leipzig

expect the best, 2023
Neon weiß, Kupferblech
1
28 x 47 cm

LIKE, 2016
Betonskulptur

80 x 88 x 4 cm

M, 2023
Neonlinien weißblau

78 x 66 cm

Visualisierte Reben

Im Weinkeller des Lasserhauses legt sich Peter Koglers Arbeit wie eine zweite Haut über Wände, Gewölbe und Boden – es ist ein organisches Geflecht aus computergenerierten Bildcodes, das sich an die Architektur schmiegt. Rankenhafte Linien und tanzende Kugelformen, die an Reben und Weintrauben erinnern lassen den Raum sanft psychedelisch vibrieren und verführen den Blick zu einem kleinen visuellen Rausch.

Peter Kogler
* 1959 in Innsbruck, lebt und arbeitet in München und Wien

Ohne Titel, 2023
Digitaldruckfolie

Arthotel Lasserhaus is a member of Lifestylehotels

Fotos: Franziska Unterholzner; Thomas Roetting (expect the best)

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