Manche Orte haben ein Gedächtnis. Das 1477 Reichhalter in Lana ist so einer. Vor 500 Jahren wurde es erstmals erwähnt, es war Wirtshaus, Säge, Mühle, Metzgerei. Und dann: ein Jahrzehnt lang Stille. Die Türen blieben geschlossen, das Leben zog vorbei – bis jemand wieder genauer hinsah.
Die Brüder Dissertori entdeckten das Haus – und taten das einzig Richtige: Sie ließen den Ort bleiben, wie er war. Oder wie er sein wollte. Mit Hilfe feinfühliger Menschen schufen sie ein Gästehaus mit Übernachtungsmöglichkeit.
Zeno Bampi, Architekt und Spezialist für denkmalgeschützte Bauten, nahm sich der Renovierung mit Gespür an. Christina Biasi-von Berg, Interior Designerin, weckte die Seele der Räume mit ihrer Handschrift. Der alte Holzboden wurde ausgebaut, renoviert und neu verlegt – so uneben wie einst, und mit frischem Knarzen unter den Schritten. Einige Fundstücke stammen vom Haus selbst, andere von italienischen Antiquitätenmärkten. Manche wurden eigens angefertigt. Das meiste entspringt echtem Handwerk aus Südtirol.
Wurde hier wirklich renoviert? Denn nichts wirkt gemacht, alles ist gemeint. Ganz ehrlich.
Denn im Reichhalter 1477 hat man sich bewusst dafür entschieden, das Gästehaus bei seinen ursprünglichen Standards zu belassen – und es dennoch sanft mit modernen Ansprüchen in Einklang gebracht. Das Ergebnis ist ein analoges Erlebnis, frei von digitalen Störgeräuschen.
Man vermisst nichts, weil alles passt. Auch nicht die Minibar. Oder den Fernseher.
Apropos: Acht Zimmer sind es, benannt nach Menschen, die einst durch diese Mauern gingen, und nach Bezeichnungen, die das Haus früher trug.
Fotografin Jasmine Deporta war hier, bevor der Wandel kam. Ihre Bilder erzählen von einem Haus im Dazwischen – analog, wie aus einem anderen Traum.
Und in der Küche? Da denkt Andreas Heinisch ähnlich. Seine Gerichte brauchen keine Trends. Er sagt: „Kochen gelingt nur mit Gefühl.“ Und serviert, was die Saison in Südtirol hergibt, neu gedacht, reduziert und leise – mit nur wenigen ehrlichen, Komponenten am Teller. Gepaart mit der simplen Freude, Essen in Gesellschaft zu genießen. Einfach so. Oder bei den Culinary Events. Mehr braucht es nicht.
Denn manche Orte vergessen nicht, wer sie sind. Und wenn man ihnen zuhört, erinnern sie uns daran, wie beständig das Einfache sein kann.
So einfach ist das.
Fotos: Alto Hotel Group; Lilli Persson / www.thefoodthetravel.com; Olga Löffler, Lena Heckl, Patrick Schwienbacher
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