Vaquera: Fashion Fan Fiction als Rebellion – wenn Mode erzählerisch, provokativ und ambivalent zugleich wird
Vaquera ist keine gewöhnliche Modemarke. Gegründet mit DIY-Ethos und konfrontativem Stil, versteht sie sich als performativer Kommentar auf Mode, Identität und Popkultur. Patric DiCaprio und Bryn Taubensee jonglieren mit Nostalgie und Zukunft, mit Subversion und Tragbarkeit – und schaffen eine Marke, die sich weigert, simple Antworten zu liefern.
„Wir machen Fashion Fan Fiction – wir untergraben das Luxusdenken und erzählen Geschichten.“
Ursprung & Haltung
Die Marke positionierte sich früh nicht als traditionelles Label, sondern als künstlerischer Impuls, der bestehende Referenzen aufgreift und neu kontextualisiert.
Der Markenname selbst — Vaquera (spanisch für „Cowgirl“) — spielt mit Bildern von Grenzüberschreitung, Wildheit und künstlerischer Freiheit.
Was Vaquera ausmacht, ist nicht nur seine ästhetische Lautstärke, sondern ein gleichzeitiger Riss: Provokation trifft Tragbarkeit, Referenz trifft Eigensein, Popkultur trifft Kritik.


Subversion & kultureller Bezug
Vaquera operiert im Spannungsfeld zwischen Reproduktion und Transformation. Die Designer geben offen zu, dass sie Stücke wie die Tiffany & Co. Schmuckbeutel oder ikonische Modestücke referenziert haben — nicht heimlich, sondern mit gebrochenem Spiegelblick: fashion fan fiction.
„Wenn die Leute’s sofort verstehen, machen wir etwas falsch.“
In ihrer Arbeit ist politische und kulturelle Beobachtung stets präsent — wenn auch nie plakativ. Die amerikanische Symbolik (Stars and Stripes, Wirtschaftssymbole, Konsumästhetik) wird sowohl gefeiert als auch dekonstruiert.
Der Versuch von Vaquera, Americana zu reflektieren — mit all ihren gegensätzlichen Konnotationen — ist Teil ihres Kernansatzes: sie sind stolz amerikanisch, während sie zugleich kritisch beobachten, was dieses Amerika produziert.


Performanz & Mode als Erzählung
Vaquera versteht Mode nicht als statisches Produkt, sondern als Performance, als Erzählmedium. Ihre Schauen sind oft spektakulär, mit dramatischen Volumen, Überzeichnung und Tempowechseln — etwa Modelle, die über die Laufstege rasen, wodurch Momentaufnahmen entstehen, die kaum kontrollierbar sind.
Ein legendäres Beispiel ist das „Vaqueraoke“ bei MoMA PS1: ein live inszeniertes Mode-Karaoke, das Mode, Theater und Popkultur verschränkte. Vaquera ist insofern ein Art Project, das sich als Modekollektion tarnt — mehr Konzept als Produkt.


Kommerz vs. Konzept — Balance finden
Ein zentraler innerer Konflikt der Marke ist: Wie sehr dürfen sie sich der Marktwirklichkeit beugen, ohne ihre Identität zu verraten? In jüngeren Kollektionen streben sie danach, das Konzept extrem zu halten, aber die Stücke tragbar zu machen — konzeptuell und doch alltäglich.
Die Unterstützung durch Dover Street Market / Comme des Garçons ist ein wichtiges Fundament, das ihnen und ihren Visionen Raum verschafft hat — in Logistik, Vertrieb, Infrastruktur.
Vaquera hat inzwischen einen Schritt getan: Vom Underground-Label hat sich ein Teil des Sortiments in Richtung tragbarer Mode geöffnet, ohne den provokativen Kern aufzugeben.


Wofür steht Vaquera heute?
Vaquera steht für Ambivalenz. Für die Spannung zwischen Subversion und Identifikation. Für die Möglichkeitsräume, in denen Mode nicht nur Kleidung ist, sondern Reflexion, Erzählung, Widerspruch.
Ihre Vision ist eine Mode, die nicht passt, die irritiert, Fragen stellt — und trotzdem getragen wird. Eine Mode, in der Ironie, Nostalgie und Zukunftsdenken zusammenspielen. Eine Marke, die sich weigert, bequem zu sein.








